Knochenbrüche: Formen und Behandlung

Knochenbrüche: Formen und Behandlung
Knochenbrüche: Formen und Behandlung
 
Bei Knochenbrüchen (Frakturen) wird das normalerweise festgefügte Knochengewebe durch einen Spalt (Bruchspalt) voneinander getrennt. Es kommt zur Bildung von wenigstens zwei Bruchstücken (Fragmenten).
 
 Verschiedene Formen von Knochenbrüchen
 
Bei einem Knochenbruch wird zunächst unterschieden, ob es sich um eine vollständige (komplette) oder unvollständige Fraktur handelt. Bei einer unvollständigen Fraktur hängen die Knochenfragmente an einer oder mehreren Stellen noch zusammen, bei einer vollständigen Fraktur sind sie voneinander getrennt. Je nachdem ob der Bruch quer oder schräg durch den Knochen verläuft, spricht man entweder von einer Querfraktur oder Schrägfraktur. Bei einer Biegungsfraktur wurde der Knochen so stark gebogen, dass es zu einem Bruch kommt - häufig »springt« dabei vom Knochen ein drittes Fragment ab: der Biegungskeil. Eine Torsionsfraktur kann z. B. entstehen, wenn ein Abschnitt eines Knochens eingeklemmt ist, es aber trotzdem zu einer Drehbewegung kommt (vor allem bei Armen und Beinen). Bei einer Trümmerfraktur kommt es zur Bildung von mindestens sieben, zum Teil sehr kleinen Knochenfragmenten.
 
Weiterhin unterteilt man Knochenbrüche in geschlossene und offene Frakturen. Während beim geschlossenen Knochenbruch die darüber liegende Haut nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, tritt der offene Knochenbruch nach außen durch die Haut durch. Im letzteren Fall besteht immer die Gefahr, dass Krankheitserreger in die Wunde gelangen und es zu Entzündungsprozessen kommt.
 
Ein Knochenbruch kann durch äußere Gewalteinwirkung (Sturz, Schlag usw.) entstehen (traumatische Fraktur), aber auch Vorschädigungen des Knochens, z. B. durch Erkrankungen wie Osteoporose (Knochenschwund) und Knochentumoren, können schon bei leichten Einwirkungen auf den Knochen einen Bruch verursachen (pathologische Fraktur).
 
Nicht immer ist ein Knochenbruch als solcher zu erkennen. Auf eine Fraktur weisen Fehlstellungen der Knochen (aber nur, wenn sich die Knochenfragmente gegeneinander verschoben haben) hin sowie ungewöhnliche Geräusche beim Bewegen der betroffenen Knochen, außerdem die Ausführung von Bewegungen, die vor dem Bruch nicht möglich waren. Bei einem offenen Bruch kann man oft schon auf den ersten Blick sehen, dass es sich um eine Fraktur handelt. Aber auch Schmerzen sowie Probleme, verschiedene Bewegungen durchzuführen, können auf eine Fraktur hindeuten. Sicherheit, ob ein Knochenbruch vorliegt, gibt in diesen Fällen jedoch nur das Röntgenbild.
 
 Prinzipien der Knochenbruchbehandlung
 
In den meisten Fällen wird ein Knochenbruch versorgt, indem die beiden Fragmente wieder passend aufeinander gefügt werden und der Knochen anschließend ruhig gestellt wird - in den meisten Fällen durch einen Gips (konservative Behandlung). Ist eine solche Versorgung nicht möglich, z. B. weil die Gefahr besteht, dass sich die beiden Fragmente trotz Ruhigstellung wieder gegeneinander verschieben, muss der Knochen durch einen operativen Eingriff ruhig gestellt werden (Osteosynthese). In der Regel wird die Fraktur bei der Operation gerichtet und ein Metallimplantat eingesetzt, das die Fragmente in der richtigen Stellung hält. Zu den Osteosynthese-Verfahren zählt die Verschraubung einer Fraktur. Die Schrauben werden so in den Knochen eingesetzt, dass sie die Fragmente durch Zugwirkungen gegeneinander festkeilen. Bei der Ender-Nagelung werden mehrere längere, gebogene Nägel in die Markhöhle eines Röhrenknochens eingeführt, die zur Schienung der Fraktur dienen. Bei der Plattenosteosynthese wird der Knochen durch verschraubte Platten in seinen ursprünglichen Zustand zurückgebracht und fixiert. Unterschieden wird u. a. zwischen Kondylenplatten, die vor allem Frakturen von Oberarm- und Oberschenkelknochen stabilisieren, die im gelenknahen Bereich des Knochens auftreten, und Kompressionsplatten, die den Bruchspalt zusammendrücken. Von außen wird bei offenen Brüchen oft ein Fixateur externe angebracht. Dabei werden Schrauben in den Knochen gedreht, die nach außen ragen und miteinander verbunden werden.
 
Bei der primären Frakturheilung werden nach der Versorgung des Bruchs die Knochenzellen aktiv, die Knochensubstanz bilden (Osteoblasten). Sie überbauen den Bruchspalt mit neuer Knochensubstanz. Bei der sekundären Frakturheilung (z. B. bei nicht optimaler Versorgung des Bruchs) kommt es - wie beim Fetus - zunächst zur Bildung von knorpelähnlichem Gewebe (Kallus), das den Bruchspalt überbrückt und sich erst nach und nach in Knochengewebe umwandelt. Meist verheilt ein Bruch in drei bis 14 Wochen, bei einer verzögerten Frakturheilung nach bis zu sechs Monaten. Von einer Pseudarthrose spricht man dann, wenn sich nach mehr als sechs Monaten noch keine neue Knochensubstanz gebildet hat, sondern weiterhin ein Kallus besteht, oder der Knochen zwar verheilt ist, aber Knochenstückchen fehlen.
 
Siehe dazu auch: Knochen: Knochenentwicklung und Mineralhaushalt

Universal-Lexikon. 2012.

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